Auf dem zweiten von drei Aufstiegsplätzen startete Neuss mit einem Punkt vor Hameln und vier Punkten vor Hamburg in den fünften und letzten Renntag der PRODYNA Ruder-Bundesliga. Um nicht von den Aufstiegsplätzen verdrängt zu werden, durfte man den Gastgeber nicht um mehr als drei Plätze ziehen lassen. Durch das Fehlen von Markus Nolden und Jannik Lemmler war das Team allerdings geschwächt und durch den dadurch notwendig gewordenen Schlagmannwechsel nicht optimal eingefahren. Zudem hatte man die Rennen bisher eher auf dem letzten Abschnitt der üblicherweise 350 m langen Strecke gewonnen. Die nur 237 m kurze Strecke vor dem Hotel 4 Jahreszeiten erschien daher ein zusätzlicher Nachteil zu sein. Die Erwartung, dass das Projekt Aufstieg daher kein Selbstläufer werden würde, bestätigte sich umgehend im Zeitfahren. In dem Rennen, in dem sich die Neusser mit einer Zeit unter den Top 5 das Achtelfinale hätten ersparen können, wurde der enttäuschende siebte Rang erreicht. Ausgerechnet das Hamburger Team landete vor heimischer Kulisse auf Rang 1. Mit der Erwartung, dass Hamburg diese Leistung halten kann, war nun der vierte Platz zum Erhalt des Aufsteigerstatus zu erreichen, wozu die folgenden beiden Rennen gewonnen werden mussten.
Mit dem eisernen Willen, die gute Saisonleistung nicht unbelohnt verpuffen zu lassen, wurde der Achtelfinalgegner Witten mit einer halben Sekunde auf Abstand gehalten. Im Viertelfinale musste man sich jedoch dem Sparkasse-Weserbergland-Achter geschlagen geben, der durch Rang 2 im Zeitfahren ein Rennen weniger in den Knochen gehabt hatte. Dadurch war nun im besten Fall noch der fünfte Platz zu erreichen. Die Neusser Ruderer waren nun also auf eine Niederlage Hamburgs und zwei weitere Siege angewiesen.
Nach dem in vergangenen Saisons der Neusser Achter häufig vom Pech verfolgt auf hinteren Rängen landete, war das Glück diesmal zur rechten Zeit auf Neusser Seite. Hamburg unterlag um Haaresbreite gegen den Tabellenführer aus Berlin. Man selbst verdankte den Sieg im Viertelfinale einem technischen Fehler im befreundeten Hürther Boot. Im Finale konnte man dann den Bugball wenige Zentimeter vor das Boot aus Witten schieben.
Mit unfreiwilliger Unterstützung aus Hamburg und Hürth und einer Tagesplatzierung auf Rang 5 verabschiedet sich das Neusser Boot, das in Sachen Technik als Maß der Dinge in der 2. Liga galt, in die Oberliga. Ein gewisser Stolz darüber ist nicht zu verkennen. Aaron Linden hält fest: „Nach hundert Jahren gelingt dem Neusser Ruderverein endlich der Aufstieg in die erste Liga! Supergeil!“. Ob das von Kevin Selhorst ausgerufene Motto „Nie wieder zweite Liga“ realistisch ist, muss sich erst zeigen. „Um im Haifischbecken der 1. Liga bestehen zu können, wird eine Intensivierung und Professionalisierung unseres Trainings von Nöten sein“, so Bugmann Wladimir Fast.
In Hamburg am Start waren: Steuerfrau Katharina Golüke, Sebastian Kutter, Ivan Fast, Wladimir Fast, Guido Groß, Kevin Selhorst, Kai von Petersdorff-Campen, Patrick Ritters, Aaron Linden und Wolf- R. Strauß.
Von Kai von Petersdorff-Campen/ Wolf- R. Strauß