Von Dirk Sitterle
Schon kurz nach ihrem Coup bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Shanghai war sich die Dortmunderin Tabea Schendekehl der Bedeutung des Augenblicks voll bewusst: „Oh ja, der deutsche Frauen-Achter ist zurück!“ Und Olivia Clotten vom Neusser Ruderverein ergänzte: „Das war ein mega Rennen von uns!“ Erstmals seit 2009 kämpft damit ein deutscher Frauen-Achter wieder in einem WM-Finale um die Medaillen. Am Samstag trifft Deutschland auf Rumänien, Großbritannien, die Niederlande, Australien und die USA. „Und wenn wir noch einmal so ein Rennen hinkriegen, dann gucken wir mal“, sagte Schmidt lächelnd. Olivia Clotten ist sich indes schon jetzt sicher: „Wir haben unser Ziel erreicht, aber es geht noch mehr.“
Die Ausgangsposition für den verhalten optimistisch in China angetretenen Frauen-Achter war klar: Nur die beiden schnellsten Boote ihres Vorlaufs lösten Direkttickets für das A-Finale, alle anderen mussten hoffen, sich über die Zeit zu qualifizieren. Eine schwierige Nummer, zumal es, stellte der beim NRV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Bernhard Spanke fest, weitere Hürden zu überwinden galt. „Die Wetterbedingungen – schwierig. 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit und schräger Gegenwind.“ Und als wäre das noch nicht genug, hatten Olivia Clotten und Tabea Schendekehl sowie Michelle Lebahn, Paula Hartmann, Anne Härtl, Luisa Bachmann, Lene Mührs, Schlagfrau Nora Peuser und Steuermann Florian Koch auch noch die ungünstige Außenbahn erwischt.
Die Schützlinge von Trainer Alexander Schmidt traten indes beherzt die Flucht nach vorne an, setzten sich mit einem Blitzstart an die Spitze des Feldes und bauten ihren Vorsprung kontinuierlich aus. An der 1000-Meter-Marke lag Deutschland in 3:09,99 Minuen vor den favorisierten Britinnen (3:11,82) und den ebenfalls stark eingeschätzten US-Amerikanerinnen (3:13,24). Die übrigen Boote spielten da schon keine Rolle mehr.
Erst auf dem zweiten Streckenabschnitt schoben sich die Britinnen langsam wieder heran und überspurteten 200 Meter vor dem Ziel den Achter des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV). Auch die US-Ladies versuchten alles, lagen im Ziel aber immer noch eine halbe Länge zurück. Nach 2000 Metern fehlten Olivia Clotten & Co. lediglich 1,7 Sekunden auf Platz eins, die USA mussten sich 1,31 Sekunden hinter den Deutschen mit Rang drei zufrieden sein, zogen aber über die Zeit ebenfalls ins Rennen um die Medaillen ein. Italien wurde Vierter, Polen abgeschlagen Fünfter.
